Urteil: Philip Morris soll
Raucherin 28 Milliarden Dollar zahlen


Verurteilt wegen Betrugs: Philip Morris will ein neues
Verfahren oder zumindest die Höhe der Strafe drücken.

Der amerikanische Tabak-Konzern Philip Morris ist von einem Geschworenengericht in Los Angeles zur Zahlung von 28 Milliarden Dollar (28,4 Milliarden Euro) verurteilt worden. Mit dem Urteil vom Freitag gab die Jury der Klage einer krebskranken Raucherin auf Entschädigung Recht. Nach Angaben des Zigaretten-Konzerns handelt es sich um die bisher höchste Strafe, die ein Gericht bisher gegen die Firma verhängt hat. Philip Morris kündigte an, gegen das Urteil vorzugehen.

Ex-Raucherin leidet unter Krebs

Bereits vor einer Woche sprach die Jury der an Lungenkrebs erkrankten ehemaligen Raucherin Betty Bullock 850.000 Dollar Entschädigung, unter anderem für Schmerz und Leid, zu. Die 64-jährige Klägerin hatte im Alter von 17 Jahren mit dem Rauchen begonnen. Im vergangenen Jahr wurde bei ihr der Krebs, der schon die Leber befallen hat, diagnostiziert. Bullock hatte dem weltgrößten Zigarettenhersteller vorgeworfen, die Gefahren des Rauchens nicht deutlich gemacht zu haben.

Vorwurf: Betrug und Fahrlässigkeit

Die Jury befand den Konzern unter anderem wegen Betrugs und Fahrlässigkeit schuldig. Bei der jetzt von den Geschworenen angeordneten Summe von 28 Milliarden Dollar handelt es sich um eine so genannte Strafentschädigung. Damit können nach amerikanischem Recht Unternehmen zusätzlich bestraft werden, um sie so von weiteren Vergehen abzuhalten. Beobachter rechnen damit, dass das Gericht die von den Geschworenen zugesprochene Rekord-Summe reduzieren wird.

Im vergangenen Jahr war eine Strafe von 3 Milliarden Dollar gegen Philip Morris von einem Richter in Los Angeles auf 100 Millionen Dollar gesenkt worden. Zigaretten-Gegner feierten die Entscheidung der Jury als großen Sieg für das Gesundheitswesen. Nach nur knapp zweitägigen Beratungen sprachen sich die Geschworenen für die Rekord-Strafe aus, nachdem sie zuvor über den Marktwert des Unternehmens informiert worden waren.

Der Tabakkonzern will erreichen, dass das Gericht das Urteil aussetzt und ein neues Verfahren anberaumt. Sollte dies abgelehnt werden, will Philip Morris für eine geringere Entschädigungssumme kämpfen und in der nächst höheren Instanz Berufung einlegen. Das Urteil steht nach Ansicht des Konzerns nicht mit dem geltenden Recht im Einklang. Philip Morris verwies darauf, dass die Strafentschädigung fast 33.000 Mal höher sei als die eigentliche Entschädigung. Dies sei ein viel höherer Betrag als das normale Strafverhältnis von vier zu eins, dass das oberste US-Bundesgericht für solche Fälle als verfassungsmäßige Grenze vorgeschlagen habe. (fw/dpa) (05.10.02)